Hingabe, Leidenschaft und Berufung: Begegnung mit einem nepalesischen Metallbildhauer
Auf meinen Reisen als Fotograf begegne ich immer wieder Menschen, die mit Herz und Leidenschaft arbeiten. Einer von ihnen ist Rahul, ein nepalesischer Metallbildhauer, den ich vor 19 Jahren in einem tibetischen Kloster in Südindien kennenlernte. Schon damals fiel mir seine Hingabe auf: Er arbeitete mit einer Gruppe junger Nepalesen an 1000 Figuren der Göttin “Tara”, die für einen neuen Tempel geschaffen wurden. Jede Figur wurde mit unglaublicher Liebe zum Detail und Freude an der Arbeit gefertigt – ein Prozess, der mehrere Monate unter einfachsten Bedingungen dauerte.
Das Wiedersehen in Kathmandu
Fast zwei Jahrzehnte später stand ich wieder vor Rahul – diesmal in seinem Atelier mitten in Kathmandu. Die letzten Meter führten über einen schlammigen Fussweg und durch eine schlichte Wellblechtür, dann stand ich plötzlich mitten in seinem Open-Air-Atelier, und vor mir erhob sich eine acht Meter hohe Statue des “Guru Rinpoche”, an der er und sein Team gerade arbeiteten. Mit Sockel wird sie in ca. zwei Jahren fast 15 Meter hoch im Everestgebiet stehen.
Rahul ist mittlerweile einer der Top 10 Metallbildhauer Nepals. Reich ist er nicht geworden, aber er lebt seine Berufung. Er ernährt seine Familie, bildet Lehrlinge aus und gibt weiter, was ihn selbst stark gemacht hat: Hingabe, Fleiss und Beharrlichkeit.
Sein Lachen, seine Freude und seine Leidenschaft haben all die Jahre überdauert. Die japanische Philosophie des Ikigai beschreibt genau das: Menschen, die das tun, was sie lieben, mit einem Sinn im Leben. Für mich ist Rahul ein lebendiges Beispiel für gelebte Happiness.
Eine fotografische Perspektive
Als Fotograf fasziniert mich besonders, wie Menschen in ihrem Element aufblühen. Rahul bei der Arbeit zu sehen, diese Mischung aus Konzentration, Freude und Liebe zum Detail – solche Momente einzufangen, ist für mich das Herzstück meiner Arbeit. Fotografie ist nicht nur ein Beruf, sie ist die Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, die berühren und inspirieren.
Rahuls Geschichte zeigt, dass wahre Leidenschaft keine Grenzen kennt. Hingabe, Fleiss und Freude am Tun zahlen sich aus – nicht nur beruflich, sondern auch menschlich. Es sind Begegnungen wie diese, die mich immer wieder daran erinnern, warum ich Fotografie liebe: Menschen in ihrer Berufung zu sehen und diese Momente für andere sichtbar zu machen.